Klassisch, minimalistisch, man erkennt sie sofort wieder. Wer einmal durch die Pariser “Bars a Vins Naturels” gezogen ist, hat sie bestimmt schonmal gesehen. Kennt diese so einfach wie einprägend gestalteten Etiketten. “Domaine de Romaneaux-Destezet”, der klangvolle Name des 1993 gegründeten Weinguts von Béatrice und Hervé Souhaut. Und nicht bloß der Name ist klangvoll, die Hänge der AOC Saint Joseph gehören zu den berühmtesten Weinlagen der Welt. Schon die alten Römer wussten um die Qualität des Terroirs dieser steilen, ideal ausgerichteten und aus hartem Granit bestehenden Hänge der nördlichen Rhone, gleich gegenüber der legendären “Hermitage”.
Die beiden leben ganz unscheinbar, in einem gemütlichen Einfamilienhaus gerade am Fuße der Saint Joseph Lage “Sainte Epine”, die man durch ihren Garten sogar betreten kann. Näher dran geht es nicht. Schon nach wenigen Schritten merkt man, Saint Joseph, das heißt steile Lagen bewirtschaften, mit allem was dazugehört. Noch deutlicher wurde das als wir dann mit einem etwas älteren, aber agilen 4×4 zur Spitze der “Les Cessieux” Lagen fuhren – extrem, richtig extrem, selbst für den 4×4. Die Bilder fangen es leider kaum ein, ich kann aber sagen, dass ich ganz sicher noch nie solche brutal steilen Wege mit einem Auto gefahren bin. So steil, dass ich den Atem tatsächlich bei der ein oder anderen Kurve anhalten musste.
Gratis Adrenalinkick
Die Anspannung lohnte sich dann aber gleich doppelt und dreifach. Der Blick auf das sich nach Süden ausweitende Rhonetal, auf die Hermitage, auf die umliegenden Saint Joseph Lagen – atemberaubend. Endlich einmal die kargen, verwitterten Granitböden sehen und riechen, diese alten, knorrigen Reben anfassen, ein Glück für jeden Weinliebhaber. Und dann auch noch von Hervé persönlich durch diese schönen, weltberühmten Lagen gefahren zu werden, mit gratis Adrenalinkick obendrauf – unbezahlbar.
Zum eigentlichen Weingut dauerte es dann zirka 30 Minuten, hinein in die ersten Hügel der Ardèche, nach Arlebosc. Dort leben die Eltern von Béatrice in einem herrschaftlichen, mit hohen Mauern umgebenen Gutshauses aus dem 16ten Jahrhundert. Der Weinkeller befindet sich unterhalb des stattlichen Gebäudes, ist uralt, wirkt aber erstaunlich sauber und aufgeräumt. Hier vinifiziert Hervé alle Trauben der Domaine, die während der Lese von zwei verschiedenen Teams geerntet werden. Ein Team unten in St. Musols, ein weiteres Team oben in Arlebosc, denn die Weingärten der beliebten Einstiegsweine sind um das alte Gutshaus herum verteilt. Nur so kann zum perfekten Erntezeitpunkt reagiert und die Qualität der kleinen und exklusiven Produktion gesichert werden.
Es geht nie um die Größe
Während die weissen Trauben sofort in die Presse kommen, lässt Hervé die Gamay oder Syrah Trauben ganz, verzichtet auf das Entrappen und fermentiert die ganzen Trauben semi-carbonique. Wie bei vielen Großmeistern unserer Weinwelt geht es Hervé beim vinifizieren nie um Größe, nie um massive Extraktion möglichst vieler Tannine und möglichst viel Farbe. Es geht um das Gegenteil: um möglichst sanfte Extraktion. Eher wie beim Zubereiten eines Tees, Infusion, kein regelmässiges Stampfen beziehungsweise übergießen des Tresterhutes. Die Weine sollen auch in der Jugend bereits Freude bereiten, mit Finesse und Eleganz begeistern und den Trinkfluss anregen. Dass die Weine dank herausragender Traubenqualität, niedrigen PH Werten im Boden und frischer Säure trotzdem über ein solides Alterungspotential verfügen, kann beim Degustieren unserer 2014er Raritäten gerne überprüft werden.
Wir freuen uns sehr, die Weine von Béatrice und Hervé in Deutschland anbieten zu dürfen und können unseren nächsten Besuch in Arlebosc und unten in Saint Musol kaum erwarten!