Mal spontan das Haus verriegelt, den VW Bus gesattelt und los gedüst Richtung Süden. Genauer: Richtung Roussillon. Noch genauer: ab nach Banyuls sur Mer. Dort unten im kleinen, im Winter eher verschlafenen Dörfchen am Mittelmeer in Südfrankreich. Von dort aus schwärmen wir gerne aus, um Ideen zu sammeln, mit lokalen Weinhändlern zu schwatzen und am allerwichtigsten: um Weinbauern, a.k.a Vignerons, a.k.a Winzer zu treffen!
Dieser direkte Kontakt ist uns im Haus ganz besonders wichtig. Viel wichtiger als Stempel und Zertifizierungen. Wir wollen die Weingärten selber sehen, wollen genau hinschauen und überprüfen ob hier industriell oder wirklich biodynamisch/nachhaltig gearbeitet wird. Untersuchen ob es lebt und sprießt und Bio-Diversität ernst genommen wird. Natürlich ebenso wichtig und dazu noch ein riesen Spaß: unsere dicken Nasen tief in die neuen Jahrgänge zu stecken, zu degustieren und die Arbeit im Keller zu diskutieren.
Cyril Fhal
Cyril Fhal, ursprünglich aus Paris stammend, gehört in Frankreich längst zu den großen, verlässlichen Namen in Sachen Vin Libre. Die Weinhändler prügeln sich förmlich um Allokationen und ganz leicht könnte er ein Vielfaches verkaufen. Macht er aber nicht. Nicht seine Art. Statt nach weiteren Lagen zu suchen, plant er lieber die Anlage einer kleinen Olivenbaumpflanzung. Zum Eigenverbrauch.
Weil er Spaß am Anbauen hat und weil es sich “gut und richtig” anfühlt. Überhaupt, mehr als seine 7ha möchte er eh nicht bewirtschaften. 7ha lassen sich mit einem Angestellten noch gut bewerkstelligen und mit dieser Grösse fühlt er sich rundum wohl. So kann er selbst seine Böden analysieren, die Reben kontrollieren, von Hand beschneiden und pflegen – also ganz gezielt und bewusst im Weingarten arbeiten. Das allein muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: andere erfolgreiche Winzer können gar nicht schnell genug wachsen. Erreichen in wenigen Jahren 20ha, dann 50, dann 100ha. Cyril hingegen träumt von seinem eigenen Olivenöl.
Die Tour durch die Weingärten war entsprechend eindrücklich. Nichts für maschinelle Arbeit optimiert, keine Vertikaldrahtsysteme…einfach nur wunderschöne, alte Reben im Gobelet. Atemberaubende Aussichten auf schneebedeckte Berge (die Ausläufer der Pyrenäen) ergänzten das Bild und am liebsten hätten wir noch etwas länger dort verweilt, das Gesicht einfach mal 10, 20 Minuten in die Sonne gehalten. Aber Winzer wie Cyril haben leider selten Zeit. Also ging es nach unserer Tour gleich wieder zurück nach Latour und sofort an die weitere “Arbeit”. Der Keller der Clos du Rouge Gorge ist eher klein, beruhigend sauber und aufgeräumt. Lautsprecher hängen ganz oben an der Wand, Edelstahl Gärtanks, eine Mischung aus österreichischen und französischen Fässern in verschiedenen Größen. Cyril baut Carignan, Grenache, Maccabeu und etwas Carignan Blanc an und jede Sorte wird behutsam einzeln vergoren und ausgebaut.